radiobremen.de 08. Juni 2015
radiobremen.de - 08.Juni 2015:
Vorbild in Europa
Sie kamen von überall und sie hießen wie die ganz großen: FC Barcelona, FC Chelsea, Hapoel Tel Aviv, Werder Bremen. 36 Klubs waren am Wochenende zu Gast beim Special Euro Championship in Achim – einem Fußballturnier für Menschen mit Behinderung. Der TSV Achim als Ausrichter gilt als Vorbild in Sachen Inklusionsarbeit – und das europaweit.
Das Turnier zu organisieren und durchzuführen ist eine Mammutaufgabe für den TSV Achim. 45.000 Euro kostet das. Die Finanzierung ist nur möglich durch die Unterstützung von etlichen Sponsoren aus der Region. "Man muss einfach ein paar Freunde haben, die aus der Unternehmerschaft in Achim kommen, die wiederum Freunde haben", sagt Veranstalter Kai Tietjen.
2.000 Mitglieder hat der Verein, darunter 70 mit Behinderung. Ein Klub mit Vorbildcharakter in ganz Europa. "Das ist in Deutschland noch ein Stiefmütterchen und wir hoffen mit dieser Geschichte, die wir hier gemacht haben, viele Vereine zu animieren, auch so was zu veranstalten", sagt Heiko Strüver vom TSV Achim.
Spaß und Entwicklung
Wer den Kindern beim U-18-Turnier in die Gesichter schaut, der sieht sie fast nur strahlen. Sport verbindet über nationale Grenzen hinaus. Darauf bauen sie auch in Achim, egal, wo sie herkommen. "Den Kindern macht das Spaß, egal ob die Deutsch, Spanisch oder Englisch sind", sagt Klaas-Jan Snip aus Groningen. "Das ist eine einmalige Erfahrung für die Kinder. Sie lernen andere wie sie mit ähnlichen Bedürfnissen kennen", berichtet Shahar Kama von Hapoel Tel Aviv. "Hier geht's nicht nur um Fußball, sondern auch um die soziale und psychologische Entwicklung", ergänzt Rob Seale vom FC Chelsea.
Mit Spezialwagen im Tor
Ein Beispiel für die Integration von Menschen mit Handicap ist Justin Bock. Der Junge ist 17 Jahre alt und durch spastische Lähmungen beeinträchtigt. Mit einem speziellen Wagen ist er trotzdem mit von der Partie und steht beim TSV Achim im Tor. "Am Anfang gab es da Berührungsängste, aber das hat sich gelegt. Da ist er jetzt voll drinne, alle fragen: kommt Justin auch? Top", erzählt Peter Kartmann, Trainer beim TSV Achim. Und Justins Mutter Frieda erklärt das so: "Einfach mitmachen und Spaß haben."
Erlebnis statt Ergebnis
Und das ist ohnehin das Motto beim Special Euro Championship. Denn das Ergebnis steht nicht an erster Stelle, vielmehr sind es die Erlebnisse. "Viele Tore, viele schöne Spiele", erzählt ein Junge. Und ein Mädchen erzählt: "Das war schön, das Champions League-Finale mit dem Team aus Barcelona zu schauen." Der Turniersieger kam am Ende aus Mainz. Natürlich gab es bei der Siegerehrung zum Schluss auch einen großen Pokal.
Quelle: radiobremen.de