WK - Achimer Kurier 09. Juni 2015
Weser Kurier / Achimer Kurier - 09.Juni 2015:
„Wir hoffen auf 1000 Zuschauer“
Nachgefragt: Heiko Strüver vom TSV Achim über die Zukunft des Special Euro Championship
Der 2. Special Euro Championship ist Geschichte, die rund 360 Handicap-Fußballer und ihre Betreuer und Angehörigen haben ihre Zelte auf der Achimer Sportanlage wieder abgebrochen. Die Stimmung in den Tagen zuvor war beeindruckend (wir berichteten), es wurde getanzt, gefeiert und gesungen. Erste Teams sehnen sich bereits nach einer schnellen Neuauflage. Im Gespräch mit Malte Bürger hat Heiko Strüver, Vereinsvorsitzender des TSV Achim und maßgeblich mit seinem Stellvertreter Kai Tietjen an der Organisation dieser Veranstaltung beteiligt, verraten, wie aufregend das Turnier für ihn war, ob es tatsächlich ein nächstes Mal gibt und was trotz des vielen Lobs von allen Seiten noch verbesserungswürdig ist.Herr Strüver, Sie sehen unheimlich zufrieden und entspannt aus. Nach all den Strapazen der vergangenen Tage, Wochen und Monate müssten sie doch eigentlich fix und fertig sein...
Seit Sonnabend ist das alles weg, einfach abgefallen. Ich bin einfach nur noch glücklich und schwebe förmlich. Die ganze Anspannung, die sich im Vorfeld aufgebaut hat, ist komplett verschwunden. Die vielen zufriedenen Gesichter zu sehen, ist wunderschön. Überall wird gelacht, alle haben Spaß und finden es toll, hier dabei sein zu können.
Angeblich sollen sich die ersten Mannschaften ja bereits für eine eventuelle dritte Ausgabe des Special Euro Championship ins Gespräch gebracht haben. Stimmt das?
Ja, die Verantwortlichen von Hapoel Tel Aviv haben bereits angefragt, ob sie beim nächsten Mal auch mit zwei Mannschaften teilnehmen dürften. Natürlich dürfen sie. Auch Chelsea will unbedingt wieder dabei sein und auch mit mehr als einem Team mitspielen. Das macht uns natürlich unheimlich stolz, dass diese ganze Veranstaltung bei allen so gut ankommt.
Wie viel Spielraum haben Sie denn noch, wie groß darf das Turnier werden, um es überhaupt einigermaßen problemlos organisieren zu können?
Wir haben das auch schon überschlagen und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir sicherlich 36 Mannschaften reinnehmen können. Aber dann dürfte Schluss sein. Es ist bei solch einem Turnier ja eben nicht nur so, dass einfach Fußball gespielt wird, sondern es geht auch um Themen wie Unterkünfte und so weiter.
Das klingt nach konkreten Plänen für die Zukunft. Einer Neuauflage steht also tatsächlich nichts im Wege stehen?
Auf keinen Fall, der Termin steht schon. Im Sommer 2018 geht es weiter, der Dreijahres-Rhythmus passt uns ganz gut. Es ist ja schon ein unheimlich großer Aufwand, ohne die vielen tollen freiwilligen Helfer wäre das alles gar nicht möglich. Und natürlich auch dank der vielen Sponsoren. Uns ist auch wichtig, dass diese beim Turnier dann vor Ort sind. Wir wollen nicht, dass einfach nur eine Summe X gezahlt wird und dann ist gut. Jeder soll sehen können, was mit dem Geld angestellt wird. Daher nehmen wir die Sponsoren dann quasi an die Hand und führen sie über die Anlage, damit sie ganz nah dran sind.
Dabei dürften Sie und Ihre Unterstützer einige schöne Situationen gesehen haben, Ihr Turnier lebt ja förmlich von den kleinen Augenblicken, die einen Handicap-Sportler viel glücklicher machen können als der Sieg in einem gesamten Spiel. Gab es für Sie in den vergangenen Tagen einen ganz besonders tollen Moment?
Puh, das ist ganz schwer zu sagen. Es hat, wie Sie sagten, so unheimlich viele gegeben. Aber der Samstagabend war sicherlich schon etwas ganz Besonderes. Als wir im großen Zelt gemeinsam das Champions-League-Finale geguckt haben und der FC Barcelona dann tatsächlich gewonnen hat – da hat das ganze Zelt gebebt und ist förmlich explodiert.
Dadurch, dass hier ein Team vor Ort war, waren die Sympathien natürlich klar verteilt.
Bei all der Zufriedenheit: Gibt es auch Dinge, die Sie noch verbessern müssen?
Die gibt es. Uns ist es leider noch nicht so gelungen, eine breite Öffentlichkeit anzusprechen. Wir müssen noch offensiver mit dem Turnier umgehen, um mehr Zuschauer zu generieren.
Glauben Sie, dass es vielleicht doch mit dem Thema Behinderung zu tun hat und der eine oder andere Zuschauer gewisse Berührungsängste haben könnte, weil er nicht so genau weiß, wie er damit umgehen soll?
Das kann so sein. Aber ich kann sagen, dass solche Sorgen völlig unbegründet sind. Und zur Not kann man die Spiele auch erstmal aus zehn Metern Entfernung anschauen. Dann tastet man sich etwas näher ran und merkt, was für tolle Menschen das sind und wie beeindruckend das ist, was sie hier leisten. Hauptsache ist doch, dass sie da sind und zuschauen. Und dann hoffen wir, dass wir vielleicht irgendwann einmal 1000 Zuschauer hier begrüßen dürfen. Trotzdem: Das ist nicht das Wichtigste. Am wichtigsten ist, dass die Sportler gern kommen und hier ihren Spaß haben.
Quelle: www.weser-kurier.de